»Gebraucht, beklatscht, aber bestimmt nicht weiter so!«
Respekt heißt gute Arbeit und faire Bezahlung in unseren Krankenhäusern
Weshalb ich die Berliner Krankenhausbewegung unterstütze
“Gebraucht, beklatscht, aber bestimmt nicht weiter so!” ist das Motto der von ver.di ausgehenden Initiative Krankenhausbewegung Berlin mit dem Ziel, für mehr Personal und gleiche Tarifbedingungen für Charité, Vivantes und deren Tochterunternehmen zu sorgen - und zwar noch vor den Abgeordnetenhauswahlen. Zwar sitzen Mitglieder des Abgeordnetenhauses von Berlin bei Tarifverhandlungen weder jetzt noch in Zukunft mit am Tisch, aber Politik schafft natürlich den Rahmen, in dem Charité, Vivantes und die Töchter arbeiten, auch über die aktuellen Forderungen der Krankenhausbewegung Berlin hinaus. Außerdem sind wir alle als Stadtgesellschaft jetzt gefragt, Stellung zu beziehen.
Keine Zeit für eine Pause, keine Zeit fürs Erklären und Ängste nehmen, keine Zeit für die beste Versorgung: so geht es nicht weiter.
Für mich ist klar: Was die Krankenhausbewegung Berlin fordert, ist angemessen. Die Probleme sind nicht neu, Lösungen sind deshalb lange überfällig. Nach mehr als einem Jahr Pandemie, in dem die Beschäftigten unseres Gesundheitssystems ihre Gesundheit und ihr Leben aufs Spiel gesetzt haben, um uns zu schützen, darf es kein weiteres Vertrösten geben. Als Kandidatin für den Wahlkreis 1 in Kreuzberg werde ich deshalb am 18. Juni bei der Übergabe der Forderungen der Initiative vor unserem Krankenhaus vor Ort, dem Vivantes Klinikum am Urban, dabei sein und meine Unterstützung deutlich machen. Aber worum geht es genau?
Wenn ich mich mit Menschen unterhalte, die im Krankenhaus arbeiten, dann höre ich immer wieder, “der Job verlangt einem viel ab, aber das wusste ich. Ich wollte immer mit Menschen arbeiten. Ich habe nur nicht geahnt, dass dabei immer die Stoppuhr ticken würde.“
Wir erleben seit Jahren die Folgen einer falschen Sparpolitik: es wurden viel zu wenige Menschen ausgebildet, eingestellt und im Beruf gehalten. Die Folgen sind viel zu oft furchtbar: Die frisch ausgebildete Ärztin trifft nachts allein auf der Station die falsche Entscheidung, der Gesundheits- und Krankenpfleger übersieht bei der Überwachung von viel zu vielen kritischen Patientinnen und Patienten das eine entscheidende Symptom. Das sind die Extremfälle, aber im Alltag fehlen die Minuten, um am Krankenbett ein Gespräch zu führen oder auch nur in Ruhe etwas zu essen.
Ich finde nicht, dass es gerecht ist, Menschen die Arbeit unter solchen Bedingungen zuzumuten. Es ist aber auch für den Rest von uns keine gute Idee. Denn irgendwann landen wir oder die Menschen, die wir lieben, im Krankenhaus und erleben am eigenen Leib, dass es an allen Ecken und Enden fehlt.
Deshalb unterstütze ich die Forderung der Berliner Krankenhausbewegung nach einer im Tarifvertrag festgesetzten Personalbesetzung für jeden Bereich und jede Schicht, auf Grundlage von Einschätzungen der dort jeweils Beschäftigten. Erst wenn die Unterschreitung solcher Standards wie gefordert spürbar wird, hören wir auf, die Folgen schlechter Planung auf die Menschen abzuwälzen, die in den Krankenhäusern arbeiten.
Es gibt keine Beschäftigten zweiter Klasse: auch Reinigungskräfte retten Leben
“Streng dich in der Schule an, sonst wirst du nur…”, diese Überheblichkeit hat mich schon immer wütend gemacht. Wer ehrlich ist und gute Arbeit leistet, hat dafür Respekt verdient. Wie wichtig gerade viele Berufe außerhalb des Rampenlichts für uns alle tatsächlich sind, haben wir gerade in der Pandemie wieder gesehen. Wir sollten daraus lernen.
Das gilt natürlich auch für unsere Krankenhäuser. Wir haben in den letzten Monaten alle viel über Hygienekonzepte gehört. Ohne die harte Arbeit der Reinigungskräfte würden sich Viren und Bakterien in jeder Station völlig ungehindert verbreiten. Wir wissen spätestens jetzt, wie wichtig die Arbeit in den Labors ist, um Krankheiten früh zu erkennen und zu behandeln. Ohne die medizinisch-technischen Angestellten dort würden viele Patientinnen und Patienten sterben und niemand wüsste, weshalb. Menschen mit so wichtigen Aufgaben sollten überall gut bezahlt werden. Tatsächlich bekommen die Beschäftigten der Vivantes-Tochterunternehmen aber weniger Gehalt als ihre Kolleginnen und Kollegen in anderen städtischen Krankenhäusern.
Deshalb unterstütze ich die Forderung der Berliner Krankenhausbewegung nach “TVöD für alle”, um diese Ungleichbehandlung zu beenden.
Menschen heilen statt Profite optimieren: wir müssen über Gesundheit anders nachdenken
Ich bin froh, dass die Berliner SPD ihre klare Unterstützung für die Ziele der Krankenhausbewegung bekundet hat. Zuletzt hat unser Co-Parteivorsitzender Raed Saleh das auf der Kundgebung zum Tag der Pflegenden am 12. Mai deutlich gemacht. Beschäftigte, Gewerkschaften, Zivilgesellschaft und Sozialdemokratie: wir gehören zusammen! Mir ist es wichtig, dass wir diesen gemeinsamen Schwung mitnehmen, um auch die Zeit nach den Wahlen am 26. September zu gestalten.
Als Sozialdemokratin glaube ich nicht, dass der Markt alles regelt. Profitgier sorgt nicht für bessere Arbeit oder weniger Arbeitslosigkeit, schafft keine bezahlbaren Wohnungen und nimmt uns besonders dann die Würde, wenn wir krank werden und Hilfe brauchen. Auch die SPD hat in der Vergangenheit manchmal den Fehler gemacht, einem neoliberalen Zeitgeist nachzulaufen. Falsche Politik und ihre Folgen haben wir zum Teil korrigiert und müssen sie weiter korrigieren. Die richtige Antwort heißt Solidarität. Ich bin deshalb froh, dass wir uns bei der Bundestagswahl für eine Bürgerversicherung und eine Pflegevollversicherung einsetzen, um bessere Löhne und Arbeitsbedingungen im Gesundheitssystem nicht nur zu erreichen, sondern dann auch abzusichern.
Als Mitglied des Abgeordnetenhauses von Berlin will ich mich im Falle meiner Wahl dafür einsetzen, dass wir nach dem Ende der Pandemie auch hier in Berlin die richtigen Weichen stellen. Das heißt: mit einem linken Senat solidarisch finanzieren statt mit einem rechten Senat kaputtzusparen. Es darf keine unsozialen Kürzungen im Gesundheitsbereich geben, die nicht zufällig wieder einmal Bereiche treffen würden, in denen besonders viele Frauen arbeiten. Gute Arbeit und gute Betreuung sind eine Investition in die Zukunft unserer Stadt und ihrer Menschen. Vor allem sind sie schlicht und einfach Rechte, und die gilt es zu verwirklichen und zu verteidigen.